Satt allein reicht nicht aus!

2017: Paraguay - Unterstützung eines Ernährungsprogramms im Chaco von Paraguay.

Satt allein reicht nicht aus!

Die Totobiegosode zählen zu den letzten indigenen Völkern, die vom Jagen und Sammeln leben. Seit Urzeiten im Grenzgebiet zwischen Bolivien und PARAGUAY heimisch, wird ihnen gewaltsam der Lebensraum geraubt: durch illegale oder zum Schein legalisierte Landnahme nationaler und internationaler Konzerne, durch den Raub und die Besetzung von Wasserstellen, durch illegale Invasion von Siedlern und Holzfällern, durch die Rodung großer Waldflächen, durch erzwungene Sesshaftmachung.

Mit dieser unaufhaltsam voranschreitenden Entwicklung verlieren die indigenen Völker ihre Identität, ihre Kulturtechniken, ihre eigene Geschichte. Unfreiwillig sesshaft geworden geraten sie in Kontakt mit den „Errungenschaften“ westlicher Kultur mit zum Teil drastischen Folgen: Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, Karies, Gicht, Krebs sind nur einige der Stichworte.

Die MARTINUSAKTION unterstützt in diesem Jahr die Arbeit der Schweizer Sozialanthropologin Verena Regehr. Mit ihrem Team führt sie unter anderem bewusstseinsbildende und unmittelbar praktische Maßnahmen durch im Kampf gegen die Zivilisationskrankheiten, klärt auf über ausgewogene Ernährung im Übergang von einer mobilen zu einer sesshaften Lebensweise. Aber Verena Regehr blickt im wörtlichen und im übertragenen Sinne über den Tellerrand hinaus: die Ernährungsfragen sind eng verknüpft mit vielen Problemen aus allen Lebensbereichen der Totobiegosode. Angelockt und verführt durch die oberflächlichen Reize der Zivilisation verliert die junge Generation nach und nach ihre Wurzeln, verlernt und vergisst die über Jahrhunderte erlernte Lebensweise und deren Kulturtechniken. So bemüht sich das Projekt nicht zuletzt, den Kontakt zwischen den Generationen zu festigen, die Weitergabe alten Wissens und eigener Geschichte zu fördern, Identität, Heimatbewusstseinzu erhalten und neu zu beleben, ökonomische Unabhängigkeit und politische Autonomie wiederherzustellen.Nicht zuletzt weist das Projekt auch immer wieder auf unsere eigene schuldhafte Verstrickung: damit bei uns die Würstchen auf dem Grill brutzeln können, wird im Chaco der Tropenwald abgeholzt. Bäume werden zu Holzkohle, und die Flächen werden für Viehzucht und Sojaanbau im industriellen Ausmaß ausgebeutet. Die indigenen einheimischen Völker werden ihrer Heimat und ihrer Rechte beraubt.

Wir freuen uns mit Ihnen auf die gemeinsame Gestaltung des Projektes der Martinusaktion 2017 und laden ganz herzlich zum Mittun und Mitfeiern ein!